in seinem werk "musurgia universalis", einer umfangreichen musikenzyklopädie aus dem jahr 1650, beschreibt der deutsche jesuit athanasius kircher erstmals die windharfe.
1662 übersetzte andrea hirsch aus bächlingen teile von kirchers werk. ihm ist der folgende teil entnommen, in dem die windharfe als "machimentum 9" beschrieben wird.
machinamentum 9.
wie man ein harmonisches kunst-werck zurichten solle/ das von sich selbsten lautet/ ohne bälg/ räder/cylindris, blos vom wind und luft getriben
dieses machinament ist nicht nur gantz neu/ sondern auch gar leicht und anmuthig/ wird täglich in deß autoris musaeo mit grosser verwunderung vernommen.
so lang das fenster verschlossen ist/ so lang schweigt das instrument/ aber so bald nur ein fenster eröfnet wird/ so entstehet plötzlich ein harmonischer sonus, daß man nicht sihet noch weiß/ woher er komt/ noch was es für ein instrument sei; soll aber also zugerichtet werden: aus fichten-holtz/ welches das allerthönlichste/ als daraus alle saiten=instrumenta gemachet werden/ 5. spannen lang/ 2.breit/ 1.tief: soll 15. oder mehr gleiche saiten haben/ von thier=därmen gemacht/ die saiten sollen wie in einem clavicymbel aufgezogen werden; die stimmung geschicht nicht thonsweis/ sondern die saiten müssen entweder all im unisono, oder in der 8. gestimmet seyn/ und ist doch wunderbarlich/ daß solche saiten underschiedliche harmony herfür bringen sollen.
der ort/ da diß instrument soll aufgehängt werden/ ist nicht der freye luft/ sondern ein verschlossener ort/ doch also/ daß der luft auf beeden seiten freien zu= und weggang hat. der wind kann aber auf mancherlei weis constringiret werden/ theils durch conische und cochleirte canäl/ theils durch läden/ dann dadurch komt der wind in das instrument/ und rühret alle saiten/ daß sie erthönen/ nach dem aber derselbe lind oder starck/ so vernimmt man im gemach ein wunder=harmony; bisweilen erzittern alle saiten/ bisweilen hört man ein vogelgsang/ ein wasser=orgel/ pfeifen un andere sonos mehr. soll aber solch ein instrument ohne aufhören erthönen/ kan mans in einen offenen thurm hängen; wie nun der der wind gehen wird/ so wird es auch resoniren/ nicht anderster/ als wie ein wind=hahn auf den dächern. ja man kan auch also einen fliegenden fisch/ drachen oder engel zurichten/ der in der luft einen sonum gibt/ den man nur mit einem seil regiren kann. daß aber eine saiten unterschiedliche sonos und tonos von sich gibt/ ist die ursach inaequalis venti impetus, sintemalen der wind nicht allezeit mit gleicher hefftigkeit an die saiten anwehet/ sondern bisweilen stärcker/ schwächer/ langsamer/ schneller als wie das andere mal; komt hinzu/ daß er nicht einmal wie das ander mal eandem partem chordae anrühret/ radius itaque venti, nach dem er so und so in die saiten fällt/ verursacht in derselben solche und solche sonos, &c. daß aber die saite bisweilen tremuliert/ ist ursach undulatio venti, welcher nicht allezeit recto impetu, sondern obliquè wie wellen/ die saiten angreift/ und dieselbe pari motu erthönend machet.
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